Die neue Ausstellung in der Freiluftgalerie mit Werken der Kalligrafin Christiane Hermann

Ein Bericht von Hans-Georg Lauer

Kalligrafie – was ist denn das?

Hurra! Endlich kann der Schreiberling mal von seinem 4-jährigen Schüler-K(r)ampf mit Altgriechisch profitieren und damit protzen:

κάλλος

(gesprochen: kallos)
ist die Schönheit
und

γράφειν

(gesprochen: grafein)
heißt schreiben.

Also ist

καλλιγραφία

(gesprochen: kalligrafia)
die Kunst des schönen Schreibens.

Dieser Kunst hat sich Christiane Hermann mit Haut und Haar im wahrsten Sinne des Wortes verschrieben.

Als ausgebildete technische Zeichnerin („noch gelernt am Brett mit Tusche“) hat sie jahrelang in der Konstruktion gearbeitet und parallel dazu in ihrer Firma die (nur noch am PC zeichnenden) Auszubildenden im Technischen Zeichnen von Hand mit Bleistift und Lineal unterrichtet.

Irgendwann fiel ihr die Ausschreibung für einen Kalligrafiekurs in die Hände und da sie schon immer kreativ in verschiedenen Gebieten war, wurde sie neugierig. Sie besuchte den Kurs und wurde sofort vom Kalligrafievirus infiziert. „Und seitdem Tag mach ich Kalligrafie“. Es folgte noch ein Fernstudium in Kalligrafie und somit ist Christiane Hermann ausgebildete Kalligrafin.

Man spürt ihre Begeisterung, wenn sie erklärt, wie toll es ist, mit Tusche auf Papier klare Linien zu ziehen und als Ergebnis ein schönes Schriftbild zu erleben. Das erfüllt sie. Ebenso der Prozess des Schreibens.

„Die Feder zwingt mich, langsam zu schreiben“

und so kommt sie in einen meditativen Flow und vergisst im Schreibprozess alles um sich rum.

Diese durch die Feder erzwungene Langsamkeit ist ein guter Kontrast zur Schnelligkeit unserer Zeit und fasziniert Christiane Hermann immer wieder von Neuem. Wenn sie kalligrafisch schreibt, folgt sie strengen Vorgaben und schreibt eine „genormte“ Schrift, z.B. gotisch mit Tusche und Feder. Im Gegensatz dazu ist bei der eher modernen Art von Kalligrafie, dem Handlettering (nicht zu verwechseln mit littering = Vermüllung) alles erlaubt.

Galeristin Charlotte Villinger und Kalligrafin Christiane Hermann vor der Ausstellung „Glücksleuchten“.
Galeristin Charlotte Villinger und Kalligrafin Christiane Hermann vor der Ausstellung „Glücksleuchten“.

In dieser Technik gibt Christiane Hermann Kurse (u.a. auch bei der Kreativwerkstatt „Petite Cigale“), zeigt den Teilnehmenden bestimmte Techniken mit Brushpen und Fineliner und gibt Tipps, wie sie ihre eigene Schrift variabel einsetzen und den Inhalt des Geschrieben damit unterstützen.

Um diese Kurse für Kinder und Jugendliche kompetent durchführen zu können, hat sie bei Ergotherapeuten eine zusätzliche Ausbildung zur „Fachkraft für Fein-und Graphomotorik nach Pauli/Kisch“ gemacht und kann so die Kinder fachgerecht anleiten.

In der Ausstellung der Freiluftgalerie kann man sehr schön sehen, dass Kalligrafie einerseits ein Handwerk ist, das Christiane Hermann technisch perfekt beherrscht, andererseits ist Kalligrafie auch eine Kunst. Es liegt in der Hand der Künstlerin, wie sie ein Blatt mit Schrift gestaltet, wie sie ein Wort oder einen Text so ins Bild rückt, dass es den Betrachter anspricht, neugierig macht und ihn zum Betrachten einlädt.

„Ich möchte die Leute für Schrift begeistern“.

Ob und wie die Begeisterung der Kalligrafin auf die Betrachterin und den Betrachter überspringt, können alle Passanten der Unterdorfstr. immer wieder beim Betrachten der Ausstellung auf sich wirken lassen. Nicht nur die Schönheit der Schrift, auch die Aussagen der schön gestalteten Sprüche sind betrachtens- und bedenkenswert.

Christiane Hermann gibt ihre Begeisterung für schöne Schrift mit viel Leidenschaft in ihren Kursen weiter. Kinder ab der fünften Klasse, Jugendliche und Erwachsene können hier einen neuen Zugang zur Schrift bekommen und vielleicht sogar ein neues Hobby beginnen. Auch in Markelfingen wird sie immer wieder Kurse anbieten….

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